Text aus Johannes 14, 23 – 27

23 Ihm antwortete Jesus: »Wer mich liebt, richtet sich nach dem, was ich gesagt habe. Auch mein Vater wird ihn lieben, und wir beide werden zu ihm kommen und für immer bei ihm bleiben.

24 Wer mich aber nicht liebt, der lebt auch nicht nach dem, was ich sage. Meine Worte kommen nicht von mir, sondern von meinem Vater, der mich gesandt hat.

25 Ich sage euch dies alles, solange ich noch bei euch bin.

26 Der Heilige Geist, den euch der Vater an meiner Stelle als Helfer senden wird, er wird euch alles erklären und euch an das erinnern, was ich gesagt habe.

27 Auch wenn ich nicht mehr da bin, wird doch der Friede bei euch bleiben. Ja, meinen Frieden gebe ich euch – einen Frieden, den euch niemand sonst auf der Welt geben kann. Deshalb seid nicht bestürzt und habt keine Angst!

 

Liebe Leser!

Sie haben sich einladen lassen, damit wir Pfingsten erleben.

Wir denken an das, was damals vor 2000 Jahren in Jerusalem die Jünger total durch den Wind gebracht hat. Sie waren Feuer und Flamme. Ihre bisherige Gotteserfahrung wurde total erneuert. Da kommt mir doch der Gedanke, wäre es auch nicht schön gewesen, wenn sie das noch mit Jesus erlebt hätten. Er hätte das alles noch viel besser erklären können. Doch: Nicht nur Kreuzigung und Auferstehung waren so, wie sie abliefen, auch dieses Fest war in der Reihenfolge so geplant. Gerade in die Enttäuschung des Loslassens von Jesus kam die Gewissheit, er ist auf viel präsentere Weise da. Das wurde zu der Ermutigung und Hoffnung. Der HG ist ja auch der Stellvertreter für Jesus, um nun ganz für sie da zu sein. Wie auch für uns Heute. Das gibt es kein Verfallsdatum.  Unser Predigttext geht noch auf die gemeinsame Zeit zurück. Jesus bringt hier schon einmal die Perspektive, wie es weitergeht. Aber das ist für die Jünger so nachvollziehbar, als hätte uns jemand zu Weihnachten gesagt, Ab März fällt die Welt in einen Lockdown. Da geht gar nichts mehr, es geschieht nicht durch Krieg, oder durch eine Klimakatastrophe. Es geschieht durch ein winziges Virus, das man so schnell nicht in den Griff bekommt.

Unvorstellbar war auch für die Jünger, dass es so schnell einmal ohne den sichtbaren Jesus weitergehen muss.

Er macht auf alle Fälle ein paar Angaben, welche Funktion der HG hat.

Er ist der Helfer, Tröster, Paraklet.

Er wird euch alles erklären,

er wird euch erinnern.

Damit verbunden ist Frieden und Angst soll nicht unter euch sein.

 

Diese Worte sind keine aufsehenerregenden Ereignisse, wie sie dann zu Pfingsten geschehen sind. Die Erfahrung, im Frieden und ohne Angst zu leben, sind aber fundamental für das Wohlbefinden. Damals hatten die Jünger das einfach noch nicht verstanden. Verstehen wir heute besser, obwohl wir um die Zusammenhänge wissen?

 

Wir erleben das jetzt auch, so ein danach. Nach dem Abflauen von Infektionszahlen und doch ist das Virus noch da.

Wir wollen Normalität, aber was ist das? Wir hatten uns an vieles gewöhnt und ganz gut eingerichtet, um mit dem Leben und dieser Welt zurecht zu kommen. Ich will auch das viele Ermutigende sehen, was wir hier in unserem Land haben.

Aber einfach so weitermachen, wie bisher ist ja nicht nur eine Frage wie man am schnellsten zur sogenannten Normalität zurückkehrt.

 

Man kann sich auch an eine allgemeine Unsicherheit gewöhnen. Es sei denn, das Virus schlägt wieder zu. Aber daran denken wir lieber nicht.

Diese Eigenschaft kennen wir aus ganz unterschiedlichen Situationen, wir gewöhnen uns an Gutes, aber auch an nicht so Gutes. Es ist wohl ein Reflex zum Überleben.

Jesus möchte nicht, dass wir  irgendwie überleben.

Da sind wir bei einer ganz entscheidenden Aussage, weshalb es sich lohnt, zu Jesus dazu zugehören.  Er sagt uns das Leben zu, ein Leben, das nicht vom Tod begrenzt ist. Es mag sicher viele Möglichkeiten geben, glücklicher und erfolgreicher als ein Christ durchs Leben zu gehen. Viele die nicht nach Gott fragen sind erfolgreich und haben es einfach drauf.

Jesus bietet hier eine andere Kategorie von Leben an.

Da wird sich jeder von uns fragen, was macht MIR mein Glauben an Jesus so wichtig?

Ich frage uns einfach, weil wir oft danach fragen, was habe ich davon?

Es ist gut für sich selbst – und wie ist das, wenn wir gefragt werden, dass wir eine klare Aussage machen können.

Unser Text gibt uns eine Steilvorlage.

Er beginnt auch mit einer Zusage, die ist jedoch ziemlich persönlich. Jesus sagt: „Wer mich liebt, richtet sich nach dem, was ich gesagt habe. Auch mein Vater wird ihn lieben, und wir beide werden zu ihm kommen und für immer bei ihm bleiben.“

 

Mit Gott selbst auf Augenhöhe. Er ist da. Das gilt und doch spüre ich, da ist noch mehr drin, damit ich diese Nähe noch bewusster wahrnehme. Sie gibt mir auf alle Fälle den Halt im Leben.

Interessant ist die Reihenfolge, die Jesus hier aufzählt. Als erstes sagt er: Wer mich liebt!  Richtet sich nach dem was ich gesagt habe.

Das klingt für mich nach einer sehr dynamischen Beziehung.

Ein sehr schönes Verhältnis, wer sich liebt, erwartet nicht, dass der andere perfekt ist. Würde meine Frau mich lieben, wenn ich perfekt wäre, könnte sie schnell davon laufen. Umso mehr bei Gott, er liebt uns; auch die Dinge, die unperfekt sind.  Hier steht für Liebe der Begriff Agape, dass ist dann nicht nur mal so eine Freundschaft. Das wäre auch schon etwas.  Mit dieser Liebe ist dann schon ein tieferes Vertrauen gemeint.

Diese Reihenfolge ist in jedem Fall entscheidend. Leider hat sich in so mancher Vorstellung unserer Mitmenschen die andere Reihenfolge eingeprägt: Ich muss zuerst die Gebote halten und dann bin ich ein guter Christ. Das passt in unser Leistungsdenken: Ich muss gut sein, ich muss bei Gott ja auch etwas leisten. Diese Art von Aufrechnen braucht keine Liebe.  Gesetzeserfüllung fragt nicht, wie es einem dabei geht. Da geht es um Gehorsam, um Pflichterfüllung.   Ganz anders diese Art, die uns Gott entgegenbringt. Sie geschieht, sie sucht uns immer wieder. Diese Liebe ist auf Beziehung aus

Diese Liebe geschieht, weil wir Gott so wichtig sind. Da kommt uns Gott ganz schön nahe. Und das ist auch gut so, weil ich mich darüber freuen kann. Da wird Pfingsten ein Verstehen, dass Gott ein lebendiges Gegenüber ist.  Es ist wie ein Erkennen der Liebe. Das braucht keine Beweise, lebt jedoch vom Vertrauen. Ich erkenne, dass ich geliebt bin und kann mich ganz darin fallen lassen. Ein großartiges Erlebnis.

Damals hatten die Menschen Freude, sich zu verstehen. Und so haben sie auch Gottes Handeln ganz neu verstanden. Was erst noch verworren aussah, bekam einen Sinn. Das Brausen und die Feuerzungen gab es in der Kirchengeschichte so nicht wieder. Jedoch ein Verstehen, dass uns Gott versteht, geschieht auch heute. Diese Pfingsterfahrung gilt uns, für jeden von uns. Bleiben wir dran, Gott zu lieben. Einfach so.    Amen