Joh. 17, 17 heilige sie in der Wahrheit, dein Wort ist die Wahrheit. Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt. Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt sind in der Wahrheit.
20 Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden,

21 dass sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.

22 Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, auf dass sie eins seien, wie wir eins sind,

23 ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst.

24 Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe die Welt gegründet war.

25 Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast.

26 Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.

Liebe Leser

Der Text für Himmelfahrt gibt eine klare Perspektive vor. Das ist eine Perspektive, mit Weitblick. Der Blick zu dem Jesus, der aus der Perspektive Himmelfahrt die Gemeinde nicht vergisst. Er sieht uns, jeden und das mit bester Absicht. Der die Gemeinde beauftragt und für sie da ist. Himmelfahrt bedeutet dann: Ein Jesus, der nun bei jedem sein kann und nicht nur an einem Ort.

Dann ist seine Perspektive für uns die Einheit. Jesus selbst betet, dass die Menschen, die ihm vertrauen, Eins-sind. Er verglicht das mit der Einheit zwischen ihm und seinem Vater. Es ist Jesus selbst und nicht unsere Sympathie oder Antipathie. Eine Einheit des Glaubens, bei aller Unterschiedlichkeit die wir haben.

Es ist ein normales Bedürfnis von vielen Menschen, mit anderen auf einer Welle zu sein. Quer durch die Gesellschaft höre ich das: Der ist wie ich, diese Person denkt auch so. Man(n) oder auch Frau sucht Verbündete. Menschen, mit denen man sich versteht.

Ist es nicht das Bedürfnis nach Anerkennung, die Sehnsucht von anderen, geliebt zu werden? Als Ausdruck der Verbindung?

Welchen Stellenwert hat diese Aussage, wo das Zueinander-Kommen gar nicht so einfach ist. Ich brauche jemand, der mich liebt, der zu mir steht und mich akzeptiert, wie ich bin?

Diese ganz menschlichen Bedürfnisse haben ihr Recht.

Der Verlust von Kontakten bei kleinen Kindern, Schülern und Erwachsenen hat seine Auswirkungen. Jeder macht da jetzt ganz neue Erfahrungen, die es so bisher noch nicht gab. Menschen igeln sich ein, trauen sich nicht mehr so viel zu. Der Verlust sozialer Kontakte auch kann nicht mit Förderprogrammen kompensiert werden.

Es braucht den Kontakt des Menschen, das Gegenüber. Wir haben uns heute und auch sonst auf den Weg in die Kirche gemacht. Wir suchen das Miteinander.

Das beginnt mit der Begrüßung, Da sind viele, die wir grüßen, jetzt auf Abstand, aber wir sehen uns und reagieren. Geht es uns so, dass wir übersehen worden sind, machen wir uns dann schon Gedanken. Wir sind wohl nicht gut genug. Hat diese Person etwas gegen mich? Habe ich etwas falsch gemacht?  Dabei war es gar keine Absicht.

Auch bei Abstand, gibt es den Austausch von Informationen. In erster Linie sind sie sachlich, tragen einfach bei, sich auf dem neuesten Wissenstand zu befinden.

Manchmal geht das dann darüber hinaus, in den Austausch von Meinungen und Gedanken. Da überlegen wir schon, wem wir so ungefärbt unsere Meinung mitteilen, das was in unseren Gedanken vor sich geht. Manchmal haben wir gemerkt, wie entweder das Vertrauen gewachsen ist, oder das Gespräch schnell zu Ende war. Mir ist das in letzter Zeit immer wieder einmal so passiert. Da sagen mit Menschen „Ihnen kann ich das ja sagen, Sie verstehen mich“ zumindest habe ich mich bemüht.

Gehen wir da noch etwas weiter im Gespräch, teilen wir auch unsere Gefühle mit. Noch einmal mehr überlegen wir, wem wir das sagen, was wir fühlen. Trauer, Hoffnung, Enttäuschung. Gefühle haben wir alle, aber wir sagen sie nicht jedem. Es ist eine relativ kleine Zahl von Menschen, denen wir auch mitteilen, was wir fühlen. Die Gefahr des Missverständnisses ist groß.

Ganz wenigen Menschen gegenüber haben wir die Offenheit, unsere tiefsten Empfindungen mitzuteilen.

Wer bin ich wirklich? Das setzt schon ein großes Vertrauen voraus, dass über einen längeren Zeitraum gewachsen ist. Solche Gespräche können dann zu Sternstunden werden.

Diese verschiedene Intensität erleben wir nicht nur im Gespräch.

Ganz passend dazu verwendet Jesus hier ein zentrales Wort für die Miteinander. Das ist im V. 17 beschrieben. Da geht es um die Wahrheit. Auf die pochen wir ja so gern, gerade, wenn es darum geht, Recht zu haben und Recht zu bekommen. Ich habe recht, §1, und § 2, ich habe Recht, auch wenn ich nicht Recht habe.   Auch wenn das sarkastisch von manchen Chefs gesagt wird, so soll es das auch unter Kollegen und Nachbarn geben.

Und wie ist das mit der Wahrheit, von der Jesus redet? Es geht um die Wahrheit von dem, dass Gott ist und dass er sich uns in Jesus gezeigt hat.

Damit ist Jesus als das menschgewordene Wort gemeint. „Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott. … Am Anfang war Jesus und Jesus war bei Gott und er sandte ihn in diese Welt.“ (Johev. Kap 1)

Nicht jedes Wort in der Bibel hat diese absolute Qualität. Es gibt auch sehr menschliche Worte und Aufzählungen, die nicht diese Bedeutung haben. Manche sind auch zeitbezogen und gelten nicht immer. Vor wenigen Tagen war in der täglichen Bibellese der Text aus. 1. Tim. 1, 11. Pls. schreibt: „einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre.“

Nur weil ein Satz wie dieser heute nicht mehr seine Gültigkeit hat, bleibt das Wort Gottes wahr.

An der Tatsache, dass sich die Wahrheit in der Person von Jesus zentriert, geht es nicht vorbei.

So wird für mich dann auch das Wort von der Einheit schlüssig. Wenn Jesus die Mitte ist, brauchen wir nicht um die Wahrheit zu streiten. Dann können wir uns auch über Verstehensfragen austauschen. Und wir müssen es tun. Wo sich Christen zurückziehen, hat diese Einheit an Substanz verloren.

Wie können wir mitten im Alltag dem gerecht werden, eins zu sein?

Verbindlichkeiten sind ja eine Chance zu einem guten Miteinander. Wo Gleichgültigkeit ist, kann es nicht zur Einheit kommen. Ein Schritt in eine positive Richtung ist das Anerkennen der Verbindlichkeiten. In unserer freiheitsliebenden Zeit, war dann schnell Schluss mit Einschränkungen und Kontaktsperre. Einige Wenige gehen da auch sehr rapiad vor. Ohne ein gesundes Maß an Respekt derer, die Verantwortung tragen, kommt es nicht zum Miteinander. In unserer Gemeinde wird auch darüber entschieden, mache ich mit, was in der Kirche stattfindet, oder bleibe ich für mich. Die Chance, mit zu gestalten, zu überlegen wie kann ich zum Gelingen beitragen, erhöht enorm das verbindliche Miteinander. Bei allem Respekt für die Individualität.

Ob es nun die Angst ist, vereinnahmt zu werden, selbst zu kurz zu kommen oder sich abhängig zu machen, mag jeder für sich entscheiden.

Mir fällt auf, dass Jesus hier seine Zuhörer nicht mit den Begriffen wie Nachfolger oder Jünger bezeichnet. Im Joh. 15, 8 bei dem Weinstockgleichnis heißt es, darin wird mein Vater verherrlicht dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger. Sonst wird dieser Begriff sehr sparsam verwendet. Der Begriff Christen kam erst einige Jahre nach Pfingsten auf. Apg.11,26.  Am Anfang hießen die, die sich auf Jesus taufen ließen, das sind, „die auf dem neuen Weg“. In Antiochia wurden sie dann zuerst als Christen bezeichnet.

Wir haben diese Bezeichnung -Jünger -Christen -Kirche, um es schnell auf den Punkt zu bringen.

Jesus verwendet so etwas kaum, er macht das deutlich an der Einstellung und am Verhalten und an der Beziehung zu ihm.  Das ist nicht so plakativ, als wenn wir sagen DIE Christen! wer ist denn damit überhaupt gemeint? Jesus verwendet hier die Bezeichnung: Die an mein Wort glauben!

Ein gutes Kriterium für Menschen, die zur Gemeinde gehören.

Durch unser Vertrauen zu Jesus, dass wir mit allem was wir sind und haben, kommen wir dem sehr nahe was Jesus möchte. Dieses Eins-sein. Darin liegt so viel Segen

Ich muss nicht um meine Anerkennung kämpfen. Ich bin eins mit ihm. Ich darf Jesus ganz für mich in Anspruch nehmen. Es ist seine Absicht, in dieser Einheit zu leben, mit uns, mit anderen, auf dass unser Leben von einer tiefen Freude erfüllt ist.          Amen