Liebe Gem.

Was uns ausfüllt, bestimmt unser Leben. Ob uns das, was uns ausfüllt, auch immer stark macht, wird sich zeigen.

Habe ich viel Kraft, kann ich umso mehr bewegen. Ich habe nicht so viel Kraft, einen 100 Kg Sack einfach so durch die Gegend zu tragen. Je mehr Muskelmasse jemand hat, umso mehr kann er dann tragen. Für unsere Lebensbewältigung müssen wir auch stark sein. Standhaft und wehrhaft wollen wir sein. Für unseren starken Körper spielt die Ernährung eine Rolle, wie auch eine solide Bewegung.

Wir besitzen aber nicht nur Muskelmasse, wir haben Verstand und eine Seele. Eine starke Seele tut uns auch gut. Wir verwenden heute dafür mehr das Wort „Persönlichkeit.“ Was tun wir nicht alles dafür, dass unsere Persönlichkeit gefestigt ist?

Eine klare Perspektive gibt uns heute unser Predigttext. Ich hätte ihn mir wahrscheinlich nicht für heute herausgesucht. Da steckt eine Menge an Zündstoff drin. Die Begrifflichkeit ist uns vertraut und der Sachverhalt ist klar. Aber die Umsetzung scheitert mitunter.

Eine krasse Alternative bietet uns dieser Text aus dem Petrusbrief.

Es geht um Jesus, er hat Stärke bewiesen, indem er konkret für andere da ist. Er hat sich für uns aufgeopfert. Petrus nimmt das als Anlass, wie sich daraus unser Verhalten ableitet. Die Fußstapfen von Jesus geben ein Format vor, damit es uns leichter fällt, so zu leben.

Jesus konnte es gut aushalten, ungerecht behandelt zu werden. Er hat nicht zurückgeschlagen. Er wurde denunziert und hat sich nicht hinreißen lassen, mit gleichen Mitteln zurück zu kontern.

Dabei ist Jesus ein Verfechter für Wahrheit und Gerechtigkeit, die jeder erfahren soll. Bei sich selbst, hat er es mit sich machen lassen.  Das macht den Unterschied. Bei Anderen hat er sich dafür eingesetzt.

Ich sehe, wir haben dabei ein Problem, weil wir zuerst für uns Gerechtigkeit wollen und erst später fragen, wie es dem Anderen ergeht. Aus der Passionszeit ist uns der Leidensweg von Jesus sehr bewusst. Und was hat er bei uns bewirkt?  In unserem heutigen Text steht, dass Jesus uns ein Vorbild ist. In seinen Fußstapfen sollen wir folgen. Ganz schön herausfordernd. Sind uns da nicht die Fußstapfen etwas zu groß?

 

  1. Petr. 2, 21 „Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen;  er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet; der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.“

 

Wir haben ein Problem, denn so eine Einstellung wie Jesus sie an den Tag gelegt hat, ist nicht jedermanns Sache. Es widerspricht vordergründig der Sicht einer starken Persönlichkeit. Starke Persönlichkeiten setzen sich durch. Sie lassen sich nichts gefallen, fordern immer ihr Recht und bekommen es auch. Wir wissen auch von Erfahrungen, wo starke Persönlichkeiten über Leichen gehen.  Auch in diesen Tagen hören wir viel von Werten und dem, worauf es ankommt. Was verstehen wir unter diesen Werten? Jesus hat seinen Weg gewählt. Seine Stärke liegt im Aushalten, nicht weil er nicht anders konnte, sondern weil er es anders wollte. Seine Stärke hat es geschafft, alles für uns zu tun, damit wir Leben. Petrus formuliert es mit den Worten: „Durch seine Wunden sind wir heil geworden.“ Wo in dieser Welt erleben wir das sonst? Jesus sucht nicht Nachfolger, die sich um ihn kümmern müssen, dass es ihm gut geht.  Jesus hat für seine Nachfolger alles gegeben, dass es ihnen gut geht. Ein entscheidender Punkt unserer Nachfolge. Er hat sich für uns gegeben, damit wir eine geheilte Persönlichkeit sind. Ein starker seelsorgerlicher Prozess, in den uns Jesus hineinnimmt. Mir wird darin deutlich, dass Jesus durch seine Wunden unseren Verletzungen sehr nahe ist. Er kommt zu uns als der, der weiß wie das ist. Er kommt zu uns als der, der selbst diese vollkommene Heilung erfahren hat. Jesus will uns zeigen, wie wir einen Weg aus unserem verletzt sein finden. Neulich las ich: den wahren Charakter sieht man in einer Krisensituation. Ich staune da schon, was manche für eine ziemlich robuste Persönlichkeit haben. Wo uns unsere Verletzungen jedoch immer wieder einmal bewusst werden, können wir damit zu Jesus kommen. Ob wir das allein in einem Gebet tun, oder in einem seelsorgerlichen Gespräch, wird jeder selbst entscheiden. Auf alle Fälle ist es der Weg der Nachfolge. Ich kann mit all meinen Verletzungen bei Jesus heil werden. Und das ist manchmal auch ein längerer Prozess. Aber einer, der sich auf alle Fällt lohnt.

Es ist vor allem auch die Ausgangsbasis damit die anfangs gemachten Aussagen über die Nachfolge, nicht als unerfüllbare Forderung im Raum stehen. Das erscheint mir, als wenn ich aus eigener Kraft ein „netter Mensch“ sein muss. Geht sicher manchmal, aber das kostet enorm viel Kraft. Bin ich von Grund auf geheilt, muss ich mich nicht anstrengen, so zu leben.  Und das ist für mich das Geheimnis dieser Nachfolge. Nachfolgen in den Fußstapfen von Jesus ist zuerst ein Empfangen. Dann folgt auch ein Geben können.

Petrus hat in seinem Wort zuerst die Christen im Blick. Er erinnert an diese Berufung. Sie ist in uns drin und das bestimmt dann auch unser Leben.