Der Text für diese Andacht steht im Johannesev. Kap. 15, 1 – 8

15, 1 Jesus sagt:  Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.

Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe.  Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.  Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt.  Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.  Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.  Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.  Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.

 

Lieber  Leser

Dieser wunderbar blühende Apfelbaum vor meinen Fenster ist eine Pracht. Jede Blüte ist ein Wunderwerk. Es ist Frühling und der Baum hat gut angesetzt. Ich sehe schon die Äpfel, die es im Herbst geben wird. Aus einer Blüte entwickelt sich eine Frucht. Ein logischer Zusammenhang, den wir alle kennen.

Es sei denn, da kommt jemand und schneidet die Blüten ab. Es ist leicht, die dünne Faser durchzutrennen, durch die der Saft fließt. Unscheinbar und doch Über-lebenswichtig.  Wird diese auch noch so dünne Verbindung unterbrochen kommt keine Frucht.

Jesus hat einen Weinstock als Beispiel genommen. Die gab es damals mehr, als Apfelbäume und sie haben ihre eigene Bedeutung. Sein Gleichnis beginnt mit diesem sehr eindrücklichen Zusammenhang: Wachsen an den Reben die Weinbeeren, ist Frucht garantiert. Bringt so eine Rebe keine Frucht, wird sie abgeschnitten und weggeworfen.

Ob nun Apfelbaum oder Weinstock, es läuft auf dasselbe hinaus. Bringt ein Gewächs seine Frucht ist das ok. Bringt sich so ein Gewächs um seine Frucht, hat es seine Berechtigung verloren.

Das Tun eines Menschen hat auch seine Wirkung. Bringt ein Mensch in seinem Leben keine Frucht, hat er damit selbst seine Daseinsberechtigung verloren. Das ist dann keine Strafe, die von außen zugefügt wird, sondern die logische Folge eines falschen Verhaltens. Jesus hat hier seine Zuhörer im Blick. Der Weinstock steht für Jesus. „Ich bin der Weinstock“, sagt er und ihr als meine Zuhörer, seid wie die Reben. Zur Freiheit des Menschen gehört die eigene Entscheidung. Ich will bei Jesus bleiben, damit ich Frucht bringe. Ein Mensch kann auch die Entscheidung treffen, die Beziehung mit Jesus zu verlassen. Dann entsteht keine Frucht. Der Glauben verdorrt. Der Mensch hat mit seiner Entscheidung selbst das Urteil getroffen. Wenn die Zeit der Ernte ist, bleibt nur noch die Tonne.

Dann gibt es auch das Andere und das ist sehr verheißungsvoll. Es gibt reichlich Frucht. Es wird darauf geachtet, dass es gesundes Wachstum gibt. Wer in der Verbindung mit Jesus bleibt, bleibt nicht allein.  Das fühlt sich auch gar nicht anstrengend an. Eine gesunde Verbindung zwischen Rebe und Weinstock bringt wie von selbst ihre Frucht. Das Wort bleiben fällt uns in diesem Text besonders auf. Mehrmals wird es wiederholt und die Zusagen werden gesteigert.

Paulus hat es später im Galaterbrief (5,2) so formuliert. Die Frucht dieses Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Treue, usw.

Jesus selbst hat es so konkretisiert, dass er den Christen eine enorme Verheißung macht. “Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“

Genau hier treffen wir diese wichtige Entscheidung. Wie auch bisher meine Erfahrung war, ich will heute die Verbindung mit Jesus fest machen.  Vielleicht wird Jesus nicht alle meine verrückten Bitten erfüllen. Ich sehe jedoch die Chance, das zu beten, damit unser Glaube sichtbar wird. Frucht bleibt nicht verborgen. Weithin sichtbar leuchten die reifen Trauben. Auch bei uns bleibt es nicht verborgen, wenn wir unseren Glauben lebendig gestalten. Für mich ist es auch der Hinweis, dass Frucht nicht für den Weinstock bestimmt ist. Er hat selbst nichts davon. An ihm wächst, was für andere bestimmt ist.

Geht es uns nicht auch manchmal so, dass wir selbst etwas davon haben möchten? Wie halten wir es mit Anerkennung und Lob?  Wie wichtig uns das? Ich habe erlebt, dass diese so wichtige Bestätigung oft überraschend auch auf mich zurückfällt, jedoch ohne Berechnung.  Ich verspüre eine Freude, für andere da sein zu können. Dennoch ist es wohl ein wichtiger Hinweis, dass Frucht gerade auch für andere da ist.

Jesus macht es fest am Beten. Damit sind auch unser Denken und unsere Absichten gemeint.  Das hat eine enorme Zusage. Unser Gebet wird erhört. Das Gute, was wir für andere bitten, gibt auch uns Hoffnung. Wenn ich sehe, wie viele sich für andere einsetzen, macht das auch mir Mut.

Mich begeistert die Reihenfolge. Am Anfang steht, dass wir bei Jesus bleiben sollen. Dann wächst auch wie von selbst die Frucht. Stärken wir das Bleiben, suchen wir immer wieder neu die Verbindung. Stellen wir uns heute ganz neu unter seinen Segen. Bei einer gesunden Verbindung kommt es auch zu einer genussvollen Frucht. Bei Jesus bleiben bedeutet,

–  dass wir fröhlicher unsere Beziehung mit Gott gestalten.

–  dass wir mutiger unsere Beziehung zu den Menschen nutzen.

–  dass wir hoffnungsvoller die Gaben gebrauchen, die Gott in uns hineingelegt hat.

–  dass wir getrost nach vorn schauen können, auch wo so manches unklar erscheint. Amen