2. Chronik 5,12-14

und alle Leviten, die Sänger waren, nämlich Asaf, Heman und Jedutun und ihre Söhne und Brüder, angetan mit feiner Leinwand, standen östlich vom Altar mit Zimbeln, Psaltern und Harfen und bei ihnen hundertzwanzig Priester, die mit Trompeten bliesen. Und es war, als wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und danken dem Herrn. Und als sich die Stimme der Trompeten, Zimbeln und Saitenspiele erhob und man den Herrn lobte: »Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig«, da wurde das Haus erfüllt mit einer Wolke, als das Haus des Herrn, sodass die Priester nicht zum Dienst hinzutreten konnten wegen der Wolke; denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus Gottes.

 

Liebe Hörer /Leser

Unser Ptext beschreibt diese wunderbare Erfahrung, Gott mit Musik zu loben. Ein gewaltiges Orchester für damalige Zeiten singt und spielt zur Ehre Gottes, wie mit einer Stimme. Das hat die Menschen enorm aufgebaut. Es war ein besonderes Erlebnis. Schon die Vorbereitung waren sicher beeindruckend. Das Feiern hat die Gegenwart Gottes spürbar werden lassen. Jeder Gottesdienst bietet die Chance, an dieser Herrlichkeit Gottes teil zu haben.

Auch in unseren Tagen spüren wir die besondere Bedeutung der Musik. Besonders auch deshalb, weil sie nicht wie gewohnt stattfinden können, die großen Musikaufführungen. Öffentliches Singen ist nur eingeschränkt möglich.

Dabei gibt es Radio, CDs und Fernsehen, wo Musik aus der Konserve in bester Qualität gehört werden kann. Das Anziehende liegt wohl im Selbstgestalten und im Miterleben.  Ob nun vom Balkon in Italien oder vom Turm der St. Petrikirche, oder aus dem Garten der Nachbarn, so eine hand- und mundgemachte Musik ist unersetzbar.

Als wenn es etwas ganz Neues ist, setzten sich auch große Institute damit auseinander: Von der

Max Planck Gesellschaft gibt es den Impuls: „Musik könnte systemrelevant sein“

Vielerorts werden nun kreative Wege genutzt, um Musik erlebbar zu machen, vor allem durch das Internet. Musik schafft so neue, virtuelle Gemeinschaften. Für die Musikwissenschaften ist das ein spannendes Phänomen. Die  Direktorin (Melanie Wald-Fuhrmann) am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, hat daher gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus fünf weiteren europäischen Ländern eine Online-Umfrage initiiert. Das Interview zeigt, was wir hier schon immer praktizieren,  die enorme Bedeutung von live Musik.

Die Kreativität, wie z.B. weltweit Musizierende in einem Lied per Videostream verbunden werden, ist großartig. Immerhin ist auf der Seite vom Max Planck Institut das Lied: Befiehl du deine Wege – in beeindruckender Weise dargeboten, mit weltweit Musizierenden.

Musik kann so begeistern, dass es uns in eine andere Welt versetzt. Solche Gänsehautmomente sind dann unvergesslich.  Was macht es aus, dass manche Musik uns so berührt? Das in uns etwas berührt wird, dass wir es nicht wieder loslassen möchten?

So ein besonderer Moment wird uns in unserem Predigttext beschrieben.  Der Anlass für diese Zeremonie war die Einweihung des Tempels. König Salomo hat das, was sein Vater David wollte, fertig gestellt. Vor 3000 Jahren wurde das Zelt Gottes, die Stiftshütte, abgelöst von dem Tempel als Haus Gottes. Die Gemeinde gibt Gott die Ehre und ist ein Zeichen seiner Beständigkeit. Die Menschen haben nicht gefragt, brauchen wir einen Tempel, sondern wie können wir ihn nutzen, dass uns diese Begegnung mit Gott zum Segen wird.

Diese innere Einstellung wird auch in ganz äußeren Dingen deutlich. Sie haben sich, wie es so schön dasteht, mit „feiner Leinwand“ gekleidet.

Mit der Einweihung des Temels ging ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung. Schon in der Vorgängervariante, der Stiftshütte, konnte der Mensch durch das Opfer Vergebung seiner Schuld erfahren. Auch stand der Dienst der Priester stellvertretend für das Handeln Gottes und den Zuspruch der Vergebung.

Kritisch wird es, wenn die Äußerlichkeiten wichtiger sind, als der Inhalt. Wir heute wissen, Jesus hat in seiner Zeit scharfe Kritik an der gängigen Praxis des Tempels und den Mitarbeitern geübt. Er hat u.a. die Scheinheiligkeit kritisiert.  Er ist sogar soweit gegangen, dass er den Jüngern zugesprochen hat, ihr seid der Tempel das Heiligen Gottes. Ihr selbst seid der Ort, von dem der Segen Gottes strömt. (Joh.7)

Die Erfahrung, in unseren Zusammenkünften die Nähe Gottes zu erleben, ist schon etwas großartiges.

Unser Predigttext berichtet, wie beim Blasen, Singen und Spielen mit der Harfe, die Herrlichkeit Gottes das ganze Haus erfüllt. Welches Notenmaterial werden sie wohl gehabt haben? Das wissen wir heute nicht mehr. Was wir wissen ist, dass es aus dem Herzen kam. Es ist wohl diese Ehrfurcht, die solche besonderen Momente möglich macht. Kennen Sie das auch, solche besonderen Erfahrungen, wo man eine tiefe Geborgenheit erfährt? Wo die Heiligkeit Gottes spürbar ist?

Ob nun mit Mundschutz oder nicht, entscheidend ist wohl unsere aufrichtige Erwartung. Mir fällt da auch auf, dass es nicht auf die Predigt ankommt. Vielleicht schenkt es Gott auch manchmal, dass Zuhörer durch die Predigt angerührt sind. –  Damals erschien Gott im Zeichen einer Wolke. Dieses Phänomen war so stark, dass die Priester ihren Dienst nicht verrichten konnten. Überwältigt von dieser Erfahrung, bleiben sie stehen, ruhen in Ehrfurcht, halten stille. Sicher hatten sie mit einer Begegnung Gottes gerechnet, aber dass sie so stark ist, war auch für sie einzigartig. In der weiteren Praxis des Tempels erschien dann nicht zu jeder Sabbatfeier diese Wolke. Dennoch war Gott präsent. Rechnen auch wir damit, heute diese Nähe zu erfahren! Im Musizieren und Singen geben auch wir Gott die Ehre. Wir tun es in dem, was und wie wir es tun. Wir sind dann selbst Gesegnete.  Nicht nur heute am Sonntag Kantate, aber da besonders sind wir aufgerufen aus ganzem Herzen Gott zu loben, damit auch wir seine Herrlichkeit erfahren.  Amen

Ich lade ein zum Gebet:

Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang,
sei gelobet der Name des Herrn.

Beim Aufgang der Sonne loben wir dich,
barmherziger Gott.
Beim Aufgang der Sonne bitten wir dich
für die Menschen, die in dieser Nacht mit Schmerzen wachten,
für die Verletzten, die Kranken, die Gedemütigten.
Du hörst ihr Weinen.
     Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang,
sei gelobet der Name des Herrn.

Auf der Höhe des Tages loben wir dich,
barmherziger Gott.
Auf der Höhe des Tages bitten wir dich
für alle Menschen, die dir vertrauen,
für unsere jüdischen Geschwister und
ihre Freude über das Feiern ihrer Gottesdienste.
Lass nicht zu, dass bei uns neuer Hass geschürt wird. Schenke Versöhnung in Israel.
Du hörst ihre Gebete nach Frieden und Vergebung.
    Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang,
sei gelobet der Name des Herrn.

Beim Niedergang der Sonne loben wir dich,
barmherziger Gott.
Beim Niedergang der Sonne bitten wir dich
für deine weltweite Kirche,
für unsere Gemeinde und alle,
mit denen wir im Glauben an Jesus Christus verbunden sind,
für alle, die in diesen  Tagen
sich nach deiner Liebe sehnen.  Amen